Wein selbst herstellen
Wein selber herstellen ist wie Kuchen backen – Sie wollen nicht mitten im Prozess feststellen, dass Sie wegen einer Zutat nochmal zum Laden rennen müssen.
Prüfen Sie deswegen vorher, ob Sie alle Materialien und Grundprodukte da haben.
Ganz wichtig: verwenden Sie bei der Weingärung niemals Metallobjekte – insbesondere Zink, Kupfer und Messing können Ihren Wein wortwörtlich vergiften!
Entdecken Sie den Winzer in Ihnen
- Obst und Zucker: Ohne Früchte und Zucker können Sie keinen Wein selber herstellen. Schlagen Sie in Ihrem Rezept nach, welche Mengen für Ihren Wein zutreffen.
- Gärgefäße: Suchen Sie ein Gärgefäß, das mühelos zu reinigen ist und sich mit einem Stopfen komplett verschließen lässt. Achten Sie darauf, dass Sie das Gefäß auch gefüllt noch schwenken und tragen können. Klassisch sind die schlichten Glasballons mit Gummistopfen, aber die leichtere Variante aus Kunststoff (am besten mit einem Sperrhahn ausgestattet) ist ebenfalls eine gute Wahl.
- Gäraufsatz und Abdeckung: Der Gäraufsatz funktioniert ähnlich wie ein Ventil und sorgt dafür, dass Kohlendioxydgas während der Weingärung aus dem Gefäß entweichen kann, ohne dass Luft und insbesondere Sauerstoff an Ihren Wein herankommen. Auch hier sollten Sie sich für einen schlichten Aufsatz aus Glas oder Kunststoff entscheiden, der sich leicht reinigen lässt. Für die Abdeckung nehmen Sie am besten einen Gummistopfen.
- Saftpresse oder großer Topf, Antigel und Leinenbeutel oder Trubsack: Wenn Sie Wein aus Beeren machen, brauchen Sie oben stehende Materialien, um die Maische herzustellen. Antigel ist der Fachbegriff für Antigeliermittel, was dafür sorgt, dass der Brei nicht geliert. Wenn Sie aber mit z.B. Orangen arbeiten, machen Sie keine Maische, sondern pressen direkt den Saft.
- Schlauch: Um den Wein aus dem Gärgefäß abuzsaugen und in Flaschen füllen zu können, brauchen Sie einen sauberen Kunststoff- oder Gummischlauch.
- Waage: Sie werden immer mal wieder eine übliche Küchenwaage brauchen, um die richtigen Mengen Zucker, Sulfit usw. bestimmen zu können.
- Zusätze: Reinhefe und Hefenährsalz für den Gärungsprozess, Milch- oder Zitronensäure bzw. kohlensauren Kalk, KaliumpyrosulfitSie brauchen Hefe und Hefenährsalz für eine gute Gärung, Säure oder Kalk für den richtigen Geschmack und Sulfit um Ihren Wein vor Bakterien zu schützen.
- Unterschiedliche Messgeräte zur Weinanalyse (Vinometer, Acidometer, Alkoholometer, usw.): Die Hobbychemiker unter Ihnen können sich ausführlich mit dem hausgemachten Obstwein auseinandersetzen, um ihn stets zu verbessern.
Der erste Schritt: Vorbereitungen der Maische oder Saft pressen
Sie können aus fast allen Obstsorten Wein selber herstellen. Gängig sind natürlich Trauben, Himbeeren und Äpfel, aber Sie können sich auch mal mit Rhabarber, Orangen oder Bananen austoben. Es spricht auch nichts dagegen, unterschiedliche Obstsorten zu kombinieren. Suchen Sie im Vorhinein ein passendes Rezept, damit Sie auch wissen, wie viel Sie brauchen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Sie sich hochwertiges Obst besorgen. Früchte mit faulen oder matschigen Stellen sollten vorher aussortiert werden.Die Herangehensweise hängt von Ihren Zutaten ab. Wenn Sie z.B. Wein aus Beeren machen, sollten Sie diese in Wasser auf mindestens 50°C heizen und Antigel hinzufügen. Nach 12 Stunden sind die Beeren zu einem Brei bzw. der Maische geworden. Diese pressen Sie durch einen Leinenbeutel oder Trubsack, damit nur der Saft übrig bleibt. Bei z.B. Äpfeln und Orangen können Sie diesen Schritt überspringen, da Sie den Direktsaft der Früchte verwenden können.
Der zweite Schritt: Mischen Sie die perfekte Maische
Dem Saft oder der gepressten Maische sollten Sie die richtige Menge Zucker zufügen (bei Johannisbeeren 750 g Zucker pro Kilo Beeren, bei Orangen 250 g Zucker pro Kilo). Lassen Sie sich von den großen Zuckermengen nicht abschrecken – die Hefe baut einen Großteil des Zuckers im Gärungsprozess wieder ab. Sie können sich auch dafür entscheiden, den Zucker über drei bis vier Tage in Portionen zuzufügen. Hiermit erreichen sie eine effizientere Vergärung, was zu einem etwas größeren Alkoholgehalt im Wein führt.An dieser Stelle mischen Sie die Reinzuchthefe, die den Gärungsprozess in Gang setzt und das Hefenährsalz als Katalysator bei. Das Kaliumpyrosulfit, was die Entstehung von Mikroorganismen verhindert, können Sie entweder jetzt oder am Ende des Prozesses beim Abfüllen der Flaschen zufügen.Abhängig davon, wie viel Säure schon in Ihrem Obst vorhanden sind (bei Trauben, Äpfeln und Birnen sind das in der Regel genügend), sollten Sie noch Säure zugeben. Sie können dazu Milch- oder Zitronensäure verwenden. Bei Früchten mit einem sehr hohen Säuregehalt, wie zum Beispiel die meisten Beeren, ist es notwendig, die Säure mit kohlesauren Kalk wieder zu neutralisieren.
Der dritte Schritt: Lassen Sie die Maische arbeiten
Die Maische mit Zucker, Hefe, Salz und den eventuellen Säuren oder dem Kalk muss jetzt erstmal gären. Füllen Sie sie in den sauberen Gärbehälter mit dem Gäraufsatz. Nach etwa drei Tagen fängt die Maische zu gären an. Während dieses Prozesses wird sich das Volumen der Maische mindestens verdoppeln. Deswegen sollten Sie darauf achten, dass die Maische den Gärbehälter maximal zur Hälfte füllt. Wenn Sie zum ersten Mal Obst gären lassen, stellen Sie das Gärgefäß am besten irgendwo hin, wo zur Not Flüssigkeit auslaufen kann (beispielsweise in eine Badewanne). Widmen Sie vor allem als Anfänger dem Gäraufsatz viel Aufmerksamkeit. Dieser sollte Ihr Gärgefäß luftdicht abschließen. Füllen Sie den Aufsatz bis zur vorgegebenen Marke mit Wasser – das ist die Sperrflüssigkeit, die dafür sorgt, das Fliegen und Sauerstoff Ihren Wein nicht verderben.Die ideale Temperatur zum Angären liegt zwischen 18 und 22°C. Spätestens wenn der Prozess richtig in Gang gekommen ist und Ihr Wein kräftig vor sich hin blubbert, sollten Sie das Gefäß aber in einen kühlen Keller stellen. Werfen Sie immer mal wieder ein Auge auf das Gefäß und erlauben Sie Ihrem Wein bis zu drei Wochen Garzeit im Keller. Der Wein ist fertig, wenn sich keine Bläschen mehr bilden.
Der vierte Schritt: Filtern, Füllen… Anstoßen!
Da Sie im Weinglas keine Hefe- und Trübteilchen schwimmen sehen wollen, ist es jetzt Sache, diese aus Ihrem Wein zu entfernen. Sie können den Behälter an einen kühlen Ort stellen und warten, bis sich die Teilchen alle am Boden abgesetzt haben. Wenn Ihnen dazu die Geduld fehlt – das Absetzen dauert immerhin um die 14 Tage – lässt sich der Wein auch durch ein sehr feines Tuch filtern. Wenn Sie der Maische noch kein Kaliumpyrosulfit zugefügt hatten, mischen Sie dann jetzt dem frischen Wein maximal 1 Gramm pro 10 Liter bei. Dies schützt gegen Bakterien und macht Ihren Wein länger haltbar.
Neuer Wein in alten Schläuchen: Ihre alten Weinflaschen können Sie prima verwenden, um Ihren neuen Wein abzufüllen. Hängen Sie einfach den Gummischlauch in das Gefäß und eine Flasche und los kann es gehen. Sie sollten bloß dafür sorgen, dass die alten Flaschen gut gereinigt sind, so dass es keine Rückstände gibt, die den Geschmack Ihres Obstweines beeinflussen. Seien Sie nicht sparsam beim Abfüllen. Wenn die Flaschen nicht fast bis zum Rande gefüllt sind, kann der Wein ungewollt nachgären, was die Aromen verdirbt. Verschließen Sie die Flaschen sorgfältig mit Korken.
Es kann durchaus interessant sein, die Werte Ihres Obstweines zu messen. Hierfür gibt es unterschiedliche Messgeräte. Relevant ist auf jeden Fall ein Alkoholometer, mit dem Sie bestimmen können, wie groß der Alkoholanteil in Ihrem Wein ist. Als Finishing Touch können Sie jetzt noch Ihre Kreativität auf das Etikett loslassen oder die Flasche in das perfekte Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk verwandeln.
Prost!
Sie wollen Wein selber herstellen?
Das geht natürlich nur, wenn Sie alle Materialien und das richtige Obst im Haus haben. Ihre Einkaufsliste für Ihren ersten Wein.
Einkaufsliste Obstwein
Zutaten*
- Obst
- Zucker
- Reinhefe (flüssig)
- Hefenährsalz
- Kaliumpyrosulfit
- Eventuell: Antigeliermittel
- Eventuell: Milch-/Zitronensäure oder kohlensauren Kalk
* Genaue Mengen entnehmen Sie bitte einem Rezept passend zum Obst Ihrer Wahl. Passen Sie immer die Materialien und Zutaten an den gewünschten Gärungsprozess an.
Material
- Gärgefäß (Glas oder Kunststoff, mit Gummistopfer)
- Gäraufsatz (Glas oder Kunststoff, mit Gummideckel)
- Küchenwaage
- Kunststoffschlauch
- Eventuell: großer Topf, Leinenbeutel oder Trubsack für Maische
- Eventuell: Saftpresse für Direktsaft
- Eventuell: Vinometer, Acidometer, Alkoholometer